Doch, tu‘ ich! Jedoch nicht im Recherche-Browser meines derzeitigen Vertrauens.
Autor: Theo Sabiote-Grün
Gendern & UX
Mein Genderleicht-Newsletter hat mich dazu angestupst mal wieder bei gernderleicht.de vorbeizugucken. „Das Gendersternchen macht Karriere“ war der Titel des Newsletters. Und ich denke, das stimmt…
In meine Filterblase sind zwei Beiträge zum Thema Meritokratie geflogen. Und dann habe ich festgestellt, dass die beiden Beiträge von/über die gleiche Person sind… 🙂
Nach langer Zeit habe ich mal wieder in meinen Blog geguckt und mich für ein neues Design und eine Umstrukturierung entschieden.
In der @mediasres-Sendung vom 3. Juli stand das Gendern im Journalismus und bei den Medienschaffenden im Zentrum:
- @mediasres im Dialog – Wie geschlechtergerecht muss die journalistische Sprache sein? (deutschlandfunkt.de)
Gendern & Inklusive Sprache
Sehr gut gefallen hat mir der Kommentar einer Person, die – so wie ich – den Begriff ‚Gendern‘ nicht mag. Für mich hört sich ‚Gendern‘ nach einer neutralen, grammatikalischen Wortkategorie an; wie z.B. Akkusativ oder Dativ. Das Wort ‚Teilnehmer*innen‘ ist, so betrachtet, ein bisschen ’nur‘ ein ‚Gendertiv‘.
‚Gendern‘ ist für mich jedoch eine von mehreren Strategien zur Vermeidung des Generischen Maskulinums. Und darum geht es; um die Vermeidung des Generischen Maskulinums; um die Vermeidung von ‚Mitmeinen‘ und ‚Nicht-Repräsentation‘ in Sprache. Und das nicht aus formellen, grammatikalischen Gründen durch ein ‚Gendertiv‘, sondern, weil das Generische Maskulinum nicht korrekt und unfair ist.
Und weil sprachliche Präzision, Korrektheit und Fairness (Gleichbehandlung) mein Ziel ist, finde ich den Begriff ‚Inklusive Sprache‘ besser. Weil ich präzise und fair kommunizieren möchte, verwende ich eine Inklusive Sprache, welche die Vermeidung des Generischen Maskulinums notwendig macht.
Deshalb nutze ich manchmal die Sprachtechnik des Genderns durch das famose ‚*‘ (Gender-Sternchen). Jedoch meistens geschrieben und nur, wenn mir nichts Besseres einfällt. Zurzeit. Denn bei mir erzeugt das Hören von gesprochenen Gender-Sternchen Millisekunden an kognitiver Dissonanz. Noch.
Change Management & Inklusive Sprache
Der Großteil der weiteren Kommentare der Deutschlandfunk-Hörenden hat sehr bis super-sehr negative Sichtweisen im Hinblick auf sprachliche Veränderung ausgedrückt. Wobei ich inhaltlich keine neuen Argumente ausmachen konnte.
Aufgefallen ist mir aber, wie emotional einige Menschen reagieren, wenn sie mit sprachlicher Veränderung konfrontiert werden. Rationale Argumente, wie Erkenntnisse aus der Neurolinguistik, der Verhaltensökonomie oder Appelle an Gleichbehandlung, kommen da nicht weiter. Sprachliche Veränderung und besonders das ‚Gendern‘ sind für diese Personen eine Gefahr für die Gesellschaft und für ihr Leben.
In meinem Kopf hatte ich dabei das Stereotyp von Mitarbeitenden in der öffentlichen Verwaltung. Diese Mitarbeitenden weigern sich, eine neue Software einzusetzen, weil sie nach 30 Jahren heuristischer Konditionierung durch Excel und Word-for-Windows keine Lust auf Open Source haben und weil sie das mental überfordert; Veränderung macht ihnen Angst und bedroht ihren Status-Quo.
„Der Mensch als „Gewohnheitstier“ steht in der Regel Veränderungen skeptisch gegenüber. Veränderungen sind mit Unsicherheit über die Zukunft verbunden und können als Gefahren und Risiken wahrgenommen werden. Zur Überwindung dieser Hindernisse wird immer häufiger das Modell der Transformationalen Führung empfohlen.“
(wikipedia.org: Veränderungsmanagement #Begleitung von Veränderungsprozessen)
Zu Wikipedias ‚Veränderungsmanagement‘ bin ich durch eine Suche nach ‚Change Management‚ gelangt. Denn ich glaube, dass Change Management gefragt ist, um manche Menschen mitzunehmen auf die Reise hin zu einer Inklusiven Sprache.
Innerhalb eines solchen Change Managements sollten der Journalismus und die Medienschaffenden die Rolle des Change Agents übernehmen und durch Transformationale Führung glänzen. Das ist meine Meinung.
Inklusive Sprache hat es schwer, wenn sie abstrakt bleibt und nicht praktiziert wird.
Stelle Dir vor: die Bildzeitung, die Süddeutsche, das c’t Magazin, Anne Will, Claus Kleber, die Kommissarinnen und Kommissare des Tatorts, die DSGVO, amazon.de und etc. ohne Generisches Maskulinum!
In meiner gefilterten Welt gibt es zurzeit nur ein Best-Practice-Beispiel für einen transformationalen Sprachgebrauch im Journalismus: meistens sind die Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten frei vom Generischen Maskulinum. Bravo!
Featured Image: by Ross Findon on Unsplash
Bei Sagen und Meinen sind zwei neue Begriffe hinzugekommen:
Sagen & Meinen – Der Sprachcheck
(deutschlandfunk.de)
Viel zu oft setzen sich fragwürdige Begriffe und Euphemismen in Medien fest, zum Beispiel…
- ‚Rassenunruhen‘: Folge 5: „Rassenunruhen“ – ein „grundfalscher“ Begriff (deutschlandfunk.de)
- ‚Kinderpornografie‘: Folge 6: „Kinderpornographie“ – kein Porno, sondern Missbrauch (deutschlandfunk.de)
Der Debatten-Podcast (Sascha Lobo)
Beim Hören von:
- Sascha Lobo – Der Debatten-Podcast – US-Wahl 2020: Donald Trumps Strategeien für den Staatsstreich (spiegel.de)
Bekam ich eine Gänsehaut.
In dem Podcast bespricht Sascha Lobo die Reaktionen der Lesenden und Kommentierenden seiner Kolumne zu dem gleichen Titel:
- US-Wahl 2020: Donald Trumps Strategien für den Staatsstreich Eine Kolumne von Sascha Lobo (spiegel.de)
In der Kolumne ging es um ‚prophylaktische Legitimierungsstrategien‘ für einen Staatsstreich, die Donald Trump vorbereitet hat, um sich im Fall einer Wahlniederlage, gegen diese wehren zu können.
Das ist schon eine beängstigende…
düstere Zukunft (Dystopie)
Die Gänsehaut bekam ich wahrscheinlich deshalb, weil ich kurz vorher die siebte Folge von ‚Rabbit Hole‘ gehört hatte:
- Rabbit Hole: Seven: ‚Where we go one‘ – The New York Time (nytimes.com)
Bei Minute 11 und ca. Sekunde 20 in dem Podcast ist Donald Trump im Mittelpunkt eines Foto-Shootings im Weißen Haus. Das Event ist auch bei YouTube als Video erlebbar. Die Szene ist besonders, weil Donald Trump seinen kryptischen Satz ‚this is the calm before the storm‘ ausspricht:
Der Rabbit-Hole-Podcast assoziiert Trumps ‚Ruhe vor dem Sturm‘ jedoch nicht mit dem zurzeit des Ausspruchs möglichen Bezug auf das iranische Atomprogramm, sondern mit…
WWG1WGA (QAnon)
Schon was von QAnon gehört? Ich nicht. Bis zur Podcast-Folge Nummer sieben und acht von ‚Rabbit Hole‘ war mit das Fass-ohne-Boden QAnon-Verschwörungs-Ideologien unbekannt.
Die Titel der beiden Episoden sieben und acht lesen sich zusammen als: Where We Go 1 We Go All. WWG1WGA ist ein Zeichen für die Anhangschaft zu:
- QAnon (wikipedia.org)
Am 10.06. stellte der Deutschlandfunk ein ausführliches Dossier zu Thema QAnon online:
- Verschwörungsmythen Die Bewegung „QAnon“ wird zur Religion (deutschlandfunk.de)
Innerhalb der QAnon-Offenbarung spielen Stürme eine besonders wichtige Rolle: ‚the storm is coming‘, oder ‚the storm is here‘ sind beliebte und Angst machende Leitmotive.
Und…
Weiße Hasen?
Passendes QAnon-Merchandise, wie T-Shirts mit weißen Hasen, kaufst Du, wo sonst?!, bei amazon.de:
Weitere Artikel zu QAnon auf Englisch:
- The Far Right’s Apocalyptic Literary Canon (newrepublic.com)
- What Happens When QAnon Seeps From the Web to the Offline World (nytimes.com)
Artikel vom Macher des Rabit-Hole-Podcast
Featured Image: Austin Chan (unsplash.com)
KI-Klang-Dystopie
Science-Fiction-Hörspiel-Hörtipp zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) und unsere Zukunft:
- Hörspiel – Ursendung: „Tell me something good, Stockhausen!“ (Hörspiel, 61 min 11.04.2020, Digtale Gesänge von wittmann/zeitblom)
„Binaurales Hörspiel, für Kopfhörer optimiert. Inspiriert vom Pionier der Elektromusik Karlheinz Stockhausen nutzen wittmann/zeitblom die technischen Möglichkeiten des Jahres 2020 für ein Hörspiel über die totale Kontrolle durch eine künstliche Superintelligenz.“
(br.de)
Das Hörspiel ist der zweite Teil der KI-Trilogie WONDERWORLD von wittmann/zeitbloom:
- Tell Me Something Good, Stockhausen! (wittmannzeitbloom.de)
Der erste Teil ist:
- @ Wonderworld – The Story Of Alice and Bob (wittmannzeitbloom.de)
Und nach kurzer Recherche und gerade noch rechtzeitig gequeuet:
Featured Image: Artificial Intelligence – Resembling Human Brain by deepak pal (CC-BY-SA-2.0, flickr.com)
Sagen & Meinen
Der Deutschlandfunk hat einen Sprachcheck:
- Sagen & Meinen – Der Sprachcheck (deutschlandfunk.de)
„Die neue Rubrik bei @mediasres hinterfragt solche Begriffe. Wir erklären, welche Absicht damit verbunden sein kann und welche sprachlichen Alternativen es gibt. Kurz und knapp zeigen wir auf, worin der Unterschied zwischen Sagen und Meinen besteht.“
(dlf.de)
Bis jetzt mit dabei sind die Formulierungen: ‚Lockdown‘, ‚Autoprämie‘, ‚Infizierte‘ und ‚Verschwörungstheorie‘ (03.06.2020).
Wichtige Konzepte zum Thema ‚was Wörter tun‘ (de.wikipedia.org):
In der @mediasres-Sendung vom Montag, dem 1. Juni 2020, ging es um Sprache und das Sprechen in den Medien; und auch um die Verwendung einer inklusiven und fairen Sprache durch die Vermeidung des generischen Maskulinums (‚Gendern‘):
- Deutschlandfunk – @mediasres (deutschlandfunk.de)
- Gendern im Journalismus – Schreiben und sprechen für alle Geschlechter (deutschlandfunk.de)
Und die mittlerweile vom generischen Maskulinum fast freien Best-Practice-Nachrichten auf Deutschlandfunk Nova?
Die wurden nicht erwähnt…. 🙂
Weitere Themen waren:
- Framing/Deutungsrahmen: Heikle Berichterstattung – Wie Medien Suizide verhindern können (deutschlandfunk.de)
- „Was in Autokratien und Diktaturen möglich ist – Interview mit Carsten Kühntopp [AUDIO]“
- Framing/Deutungsrahmen: „Wie Sprache die politische Wirklichkeit formt – Interview mit Sascha Michel [AUDIO]“