Ein Linktipp zu einem Artikel bei t3n, bei dem das Thema Inklusive Kommunikation und Remote Working angesprochen wird.
Ein Link- und Lesetipp vom 01.01.2019:
Christoph Bräuer – Professor für Didaktik der Deutschen Sprache und Literatur an der Göttinger Universität – im Interview mit dem Göttinger Tageblatt:
Signalwort: eigentlich
Versteckt in der Sendung ‚Lesart‘ beim Deutschlandfunk Kultur gibt es eine Reihe zu Wörtern, die besondere Beachtung und Betrachtung bekommen: Kalt-Deutsch
Worum es dabei genau geht, liest Du auf:
- Kalt-Deutsch – Die Sprache unserer Gegenwart (deutschlandfunkkultur.de)
In etwa so, wie die Signalwörter (’natürlich‘, ‚man‘), die ich im eBook bespreche 🙂 Nur nennt Deutschlandfunk Kultur diese Wörter ‚Reizwörter‘.
Alle Beiträge sind gelistet auf der Seite:
- Kalt-Deutsch. Die Sprache unserer Gegenwart (deutschlandfunkkultur.de)
Von Ulrike Draesner gibt es den starken Beitrag über das Signal- und Reizwort ‚eigentlich‘:
- Lesart | Beitrag vom 13.12.2018 – Ulrike Draesner über„Eigentlich“ (deutschlandfunkkultur.de)
Daraus:
„Das Wörtchen „eigentlich“ tut exakt, was es sagt: Es zieht eine Grenze zwischen „eigen“ und fremd, zwischen dazugehören und nicht-dazugehören. Es wird im Kontext der Herkunftsfrage zu einem subtil rassistischen Partikel. Nützlich und verräterisch in einer politisch korrekten Welt, in der man nicht rassistisch ist, es, ich unterstelle Gutes, nicht sein will, es vor sich selbst nach bestem Wissen und Gewissen nicht ist. Nur dass dann beim Fragen ein „eigentlich“ mit aus dem Mund schlüpft und die Denkungsweise verrät.“ (Ulrike Draesner)
Sprache als Kampfplatz
Hörtipp.
Im letzten Teil der Reihe SprachKritik beim Deutschlandfunk geht es sehr philosophisch zu. Interessant im Gespräch finde ich die Meinung zum Konzept des Political Framing.
- SprachKritik (4/4) Besser streiten – Daniel-Pascal Zorn im Gespräch mit Frank Kaspar (deutschlandfunk.de)
In meinem eBook beschäftige ich mich mit unserer Sprache und wie wir mit scheinbar neutralen Wörtern mittelbar (indirekt) diskriminieren.
Mein Argument dabei ist, dass eine solche mittelbare sprachliche Diskriminierung sehr oft durch eine unreflektierte Nutzung von Worten passiert. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass wir Dinge sagen, die ein komplettes Gegenteil sind von dem, was wir kommunizieren wollen.
Ein leider ‚gelungenes‘ Beispiel habe ich meinem Blog-Artikel ‚Fremdenfeindlichkeit‘ und ‚ausländisch aussehende Menschen‘ besprochen.
In dem Beispiel entpuppt sich die ‚gutgemeinte‘ sprachliche Repräsentation eines Ereignisses bei genauerer Betrachtung als Ungleichbehandlung (Diskriminierung). Eine Diskriminierung, weil die Worte das Aussehen von Menschen mit einem Inländisch- und Ausländisch-Sein verbinden.
Worte reflektieren die Gedanken von Menschen. In dem Beispiel das unbewusste Denken der Person, die die Nachricht verfasst hat.
Woher kamen die Gedanken und damit Wörter? Wo kommt die Idee her, dass die physische Erscheinung von Menschen Rückschlüsse auf die Nationalität zulässt? Wieso verfügt ein Mensch über unbewusste Denkmuster (Aussehen = in- oder ausländisch), die der bewussten Denkweise oder einem Leitbild (à la Aussehen spielt keine Rolle) widersprechen?
Unconscious oder Implicit Bias
Eine Erklärung für das Zustandekommen einer unbewussten kausalen Verbindung von Aussehen und Nationalität bieten die Konzepte, die im Englischen als ‚unconscious bias‘, ‚implicit bias‘ oder ‚implicit stereotype‘ bezeichnet werden.
Der englische Wikipedia-Artikel zu dem Konzept ist ein guter Startpunkt:
- Implicit stereotype (wikipedia.org)
Strategien, um unbewussten Stereotypen entgegenzuwirken, findest Du ebenfalls bei Wikipedia:
- Unconscious bias training (wikipedia.org)
‚Unconscious bias training‘ ist Bestandteil beim Diversity Management und besonders wichtig für Personen, die im Personalwesen (HR, Human-Resources) andere Menschen beurteilen.
Wieso ein sensibler Umgang mit unbewussten Stereotypen gerade im HR-Umfeld wichtig ist, verdeutlicht ein TED-Talk von Kristen Pressner: Are you biased? I am | Kristen Pressner | TEDxBasel (youtube.com)
Und wenn Du Dich selbst mal testen möchtet auf solche unbewussten Stereotype, dann ist das Project Implicit interessant (auf Deutsch):
- Project Implicit – Implizierter Assoziationstest (implicit.harvard.edu)
Hörtipp.
Nicht ganz meine Position, aber auf jeden Fall interessant:
Fachkräftemangel
Sprachliche Deutungsrahmen (Frames) bestimmen unsere Wahrnehmung einer Realität und wie wir diese repräsentieren.
Erleben wir einen Fachkräftemangel? Oder einen Bezahlmangel? Oder einen Sklaven*innen-Mangel?
Die 1106 (12:32 am 21.11.2018) Kommentare liefern alternative Deutungsrahmen zum Begriff ‚Fachkräftemangel‘:
Die ‚goldene Kartoffel‘
Die Neuen Deutschen Medienmachenden (Medienmacher) (NdM) haben die ‚Goldene Kartoffel‘ verliehen. Dazu eine Meinung und…
Linktipp:
- Korrekte Sprache: Wir alle können Rassisten sein (tagesspiegel.de)
„Doch auch Menschen mit Migrationshintergrund müssen sich bewusst sein, dass sie gegen keine dieser Ursachen für Diskriminierung per se gefeit sind. Ein wenig Selbstkritik und Selbstreflexion ist daher angebracht.“ (Cigdem Toprak, tagesspiegel.de)
Hörtipp: Teil 2 der Reihe SprachKritik beim Deutschlandfunk mit Anatol Stefanowitsch:
Ich höre sehr gerne Deutschlandfunk Nova (DLF-Nova). Und wenn sich vielleicht auch was in Sachen generisches Maskulinum tut, dann sogar noch lieber.
Aber: manchmal haben die schon heftige Aussetzer.
In den 17 Uhr Nachrichten letzten Freitag (16.11.2018) berichtete die Nachrichten-Redaktion über den Besuch von Angela Merkel in Chemnitz.
In dem Zusammenhang werden die Vorgänge im Sommer, bei denen Menschen von anderen Menschen angegriffen und gejagt wurden, als ‚fremdenfeindliche Ausschreitungen‘ gegen ‚ausländisch aussehende Menschen‘ beschrieben. Wobei alle Menschen mutmaßlich aus Chemnitz waren, also alle Chemnitzer*innen.
sind als Synonyme für ||Rassismus und
rassistische Tatmotive
ungenau, da es selten um tatsächliche Fremde wie etwa Tourist*innen geht. Von der vermeintlichen »Ausländerfeindlichkeit« sind oft deutsche Staatsangehörige betroffen. Werden Ausländerhass oder Fremdenfeindlichkeit als Motive genannt, gibt das die Perspektive der Täter*innen wieder. Präziser ist es, die Motive, Straftaten oder Gesinnungen alsrassistisch
,rassistisch motiviert
,rechtsextrem
oderneonazistisch
zu bezeichnen.
Das ist der Glossar-Eintrag bei den Neuen Deutschen Medienmachenden (Medienmacher) zu dem Begriff ‚Fremdenfeindlichkeit‘:
- Ausländerhass, Fremdenfeindlichkeit – Glossar | Neue Deutsche Medienmacher (neuemedienmacher.de)
Der unkritisch übernommene Deutungsrahmen (Frame) ‚Fremdenfeindlichkeit‘ durch DLF-Nova ist die rassistisch motivierte Perspektive der Straftatbegehenden; also der Täterinnen und Täter.
Innerhalb dieses Deutungsrahmens gibt es Fremde (nicht von hier) und Nicht-Fremde (von hier) und die dazu passende Feindlichkeit und Freundschaft.
Korrekter und inklusiver wäre z.B. gewesen, von Menschen, Menschen in Chemnitz, oder Bürger*innen zu reden; anstatt von Fremden und ausländisch Aussehenden.
Korrekter, weil es sachlich falsch ist, einige chemnitzsche Bürger*innen als fremd zu bezeichnen.
Inklusiver, weil z.B. das Wort ‚Menschen‘ (ohne die Einschränkung durch in- und ausländisch) verschiedene Personen zu einer Gruppe (Menschen von hier) macht.
Aber nein, Deutschlandfunk Nova übernimmt den rechten Deutungsrahmen und repräsentiert manche Chemnitzer Menschen als Fremde in Chemnitz.
Doch da hört der rechte Frame noch nicht auf. Um den Deutungsrahmen vollends visuell zu füllen, gibt es noch einen obendrauf:
Ausländisch aussehende Menschen waren die Opfer. (DLF Nova)
Wie sieht ein ‚ausländisch aussehender Mensch‘ aus?
Der Test der negativen Differenzierung:
Nicht-ausländisch aussehende Menschen waren nicht Opfer.
Wie sieht so jemand aus?
War das Aussehen, der von rassistischer Gewalt betroffenen Menschen, von Bedeutung? Wenn ja, für wen? Für wen ist das Relevant-Setzen des personenbezogenen Merkmals der äußeren Erscheinung von Menschen überhaupt wichtig?
Der Deutungsrahmen mit der Verbindung von Aussehen und Ausländisch-Sein und Aussehen und Inländisch-Sein ist schon ein starkes Stück.
Es ist das Ziel rechter Diskurse, dass sich solche Deutungsrahmen in unseren Köpfen festsetzen, um zu trennen, zu fixieren und dann zu…
Als Linktipp für die Nachrichten-Redaktion von Deutschlandfunk Nova:
- …denn sie wissen nicht was sie tun. Wie Journalismus die Integrationsdebatte beeinflusst (Konstantina Vassiliou-Enz, neuemedienmacher.de)
ps: mein eBook, ‚…denn sie wisssen nicht, was sie sagen…‘ gibt es auch noch .-)