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Unbewusste Stereotype (Unconscious Bias)

In meinem eBook beschäftige ich mich mit unserer Sprache und wie wir mit scheinbar neutralen Wörtern mittelbar (indirekt) diskriminieren.

Mein Argument dabei ist, dass eine solche mittelbare sprachliche Diskriminierung sehr oft durch eine unreflektierte Nutzung von Worten passiert. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass wir Dinge sagen, die ein komplettes Gegenteil sind von dem, was wir kommunizieren wollen.

Ein leider ‚gelungenes‘ Beispiel habe ich meinem Blog-Artikel ‚Fremdenfeindlichkeit‘ und ‚ausländisch aussehende Menschen‘ besprochen.

In dem Beispiel entpuppt sich die ‚gutgemeinte‘ sprachliche Repräsentation eines Ereignisses bei genauerer Betrachtung als Ungleichbehandlung (Diskriminierung). Eine Diskriminierung, weil die Worte das Aussehen von Menschen mit einem Inländisch- und Ausländisch-Sein verbinden.

Worte reflektieren die Gedanken von Menschen. In dem Beispiel das unbewusste Denken der Person, die die Nachricht verfasst hat.

Woher kamen die Gedanken und damit Wörter? Wo kommt die Idee her, dass die physische Erscheinung von Menschen Rückschlüsse auf die Nationalität zulässt? Wieso verfügt ein Mensch über unbewusste Denkmuster (Aussehen = in- oder ausländisch), die der bewussten Denkweise oder einem Leitbild (à la Aussehen spielt keine Rolle) widersprechen?

Unconscious oder Implicit Bias

Eine Erklärung für das Zustandekommen einer unbewussten kausalen Verbindung von Aussehen und Nationalität bieten die Konzepte, die im Englischen als ‚unconscious bias‘, ‚implicit bias‘ oder ‚implicit stereotype‘ bezeichnet werden.

Der englische Wikipedia-Artikel zu dem Konzept ist ein guter Startpunkt:

Strategien, um unbewussten Stereotypen entgegenzuwirken, findest Du ebenfalls bei Wikipedia:

‚Unconscious bias training‘ ist Bestandteil beim Diversity Management und besonders wichtig für Personen, die im Personalwesen (HR, Human-Resources) andere Menschen beurteilen.

Wieso ein sensibler Umgang mit unbewussten Stereotypen gerade im HR-Umfeld wichtig ist, verdeutlicht ein TED-Talk von Kristen Pressner: Are you biased? I am | Kristen Pressner | TEDxBasel (youtube.com)

Und wenn Du Dich selbst mal testen möchtet auf solche unbewussten Stereotype, dann ist das Project Implicit interessant (auf Deutsch):

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Geschlechtergerechtigkeit & Sprache

Hörtipp.

Nicht ganz meine Position, aber auf jeden Fall interessant:

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Gendern & Gendering

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich letzten Freitag (gestern) getroffen und entschieden, das Gendern weiter zu beobachten und vorerst keine Empfehlungen in Bezug auf das Binnen-I, den Gender-Gap, das Gender-Sternchen und der deutschen Rechtschreibung auszusprechen.

Viele Artikel kommentieren heute diese Entscheidung.

Mein Best-Of

Zwei Beiträge gehören zu meinem Best-Of in der Debatte.

Erstens: das unaufgeregte Interview von Deutschlandfunk Kultur mit Henning Lobin, Mitglied des Rats und Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, das auch Geschäftsstelle des Rats für deutsche Rechtschreibung ist:

In dem Interview sind mir zwei Aussagen aufgefallen:

  1. Der Rat beschäftige sich nur mit der Orthografie (Rechtschreibung) der deutschen Sprache. Dies betrifft in erster Linie Menschen in der Schule, wo das Gendern oder Gendering weiterhin ein Rechtschreibfehler ist. Es steht allen anderen Menschen jedoch frei zu Gendern, wenn sie möchten.
  2. Bei ca. verbleibender Spieldauer 5:23 :

“ …wo werden z.B. keine geschlechtergerechten Formulierungen benutzt, das ist z.B beim Journalismus….“ (Henning Lobin)

Und diese letztere Aussage leitet direkt über zu zweitens. Einen Kommentar von Pascal Becher, der meine Einstellung und die meines eBooks widerspiegelt:

Jetzt kann „man“ sagen: „Ist halt so.“ Die „anderen“ sind ja irgendwie auch „mitgemeint“. So argumentieren beispielsweise wir Medien gerne, um umständliche Wortkonstruktionen wie „Lehrer*in“, „Lehrer_in“ oder „Lehr_er_in“ zu vermeiden. Was wir uns dann aber auch eingestehen müssen, ist, dass wir ausgrenzend und unpräzise formulieren…“ (Pascal Becher, pfaelzischer-merkur.de)

Das ist genau meine Position. Das Gendern ist eine Strategie, um das generische Maskulinum und damit das Mitmeinen von Frauen zu vermeiden. Denn das generische Maskulinum ist nicht inklusiv (es ist ausgrenzend) und nicht korrekt (es ist unpräzise). Sprachliche Gleichbehandlung und das generische Maskulinum sind einfach nicht kompatibel.

Dass das im Jahr 2018 bei vielen Medienmachenden immer noch nicht angekommen ist…

Auch der weitere Kommentar spricht mir aus dem Herzen:

„„Umständlich“ ist zudem ein schwaches Argument, um Ungerechtigkeit zu rechtfertigen. Und „elitär“ ist an Debatten über unsere Sprache sowieso nichts. Es ist die Basis unseres Zusammenlebens. Außerdem müssen ja Sternchen, Binnen-I und Unterstrich nicht das letzte Wort sein. Richtende, Laufende oder Trinkende geht ja auch.“ (Pascal Becher, pfaelzischer-merkur.de)

Bravo! Denn bei der Gender-Rechtschreibung-Debatte vergessen viele Personen, dass sehr oft geschlechtsneutrale Formulierungen möglich sind. Z.B: Lehrende, Chirurgie-Team, Wissenschafts-Team, Forschende, Arbeitnehmende, Fachleute…

Meine Meinung

So wie ich sie auch ein meinem eBook vertrete, ist: das generische Maskulinum ist nicht mehr zeitgemäß und nicht geeignet für eine inklusive und korrekte Sprache.

Es ist nicht inklusiv, weil es ausgrenzt. Es ist unkorrekt, weil es komplexe Wahrnehmungen und Realitäten nicht adäquat repräsentiert.

Darüber hinaus deutet die Forschung im Bereich der kognitiven Linguistik und der Neurolinguistik darauf hin, dass Sprache und damit das generische Maskulinum unser Denken strukturiert und beeinflusst.

Wir müssen weg vom generischen Maskulinum. Manchmal halt mit zusätzlichen Hilfsmitteln wie den Unterstrichen (Gaps), den Sternchen, den Binnen-Is oder der doppelten Nennung.

Aber: geschlechtsneutrale Formulierungen, wann immer möglich, sind die beste Lösung.

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Diversität: Superdiversität

Vor einiger Zeit war ich auf einer Veranstaltung zum Thema Super-Diversity (Superdiversität) und Migration.

Via Google lande ich beim Thema Superdiversität im Online-Universum der Max-Planck-Gesellschaft:

„Der Kulturanthropologe Steven Vertovec beschreibt diese Komplexitätssteigerung sich überschneidender Formen von Unterschiedlichkeit als Superdiversität (super-diversity). Superdiversität in Vertovecs Sinne verweist auf eine komplexe mehrdimensionale Diversifizierung bereits existierender Formen sozialer und kultureller Vielfalt.“ (‚Diversität und Gesellschaft‘, Fußnoten entfernt (mpg.de))

Sehr verkürzt ist Superdiversität die Diversifikation der Diversität:

„It has also been called the „diversification of diversity“ (en.wikipedia.org)

Eine kulturelle Praktik, in der ‚Formen sozialer und kultureller Vielfalt‘, aber auch Alter- und Gender-Unterschiede produziert und reproduziert werden ist: unsere Sprache.

Superdiversität und inklusive Sprache

Welche Auswirkungen hat die Diversifikation der Diversität für das Projekt einer inklusiven Sprache?

Inklusive Sprache, so wie ich sie in meinem eBook skizziere, ist diversitäts-  und auch super-diversitäts-sensibel 🙂

Das Konzept der Superdiversität unterstreicht jedoch die Wichtigkeit zweier Punkte für eine inklusive Sprache:

1. Kein generisches Maskulinum

Denn das generische Maskulinum ist nicht diversitäts-sensibel, weil es die Anforderung an eine sprachliche Gleichbehandlung nicht erfüllt. Frauen mitzumeinen ist nicht diversitäts-sensibel, sondern exkludierend, benachteiligend.

Wenn das generische Maskulinum schon bei dem Anspruch an sprachlicher Gleichbehandlung von zwei geschlechtlichen Identitäten versagt, dann kapituliert es komplett bei super-diversen Anforderungen; wie z.B. die sprachliche Inklusion von super-diversen sexuellen Identitäten.

Deshalb sind geschlechtsneutrale Formulierungen, immer wenn möglich, die Super-Lösung!

2. Keine sprachliche Markierung von personenbezogenen Merkmalen

Für eine inklusive Sprache, in der sich auch super-diverse Menschen wohlfühlen, gilt das gleiche, wie für eine inklusive Sprache und eine ’normale‘ Diversität, nämlich:

Ich markiere keine Differenz, keine (Super-) Diversität, kein Anderssein durch Sprache.

Es sei denn: ich habe einen ’sachlichen Grund‘ (siehe das AGG § 20) oder es besteht ein ‚begründetes öffentliches Interesse‘ (siehe den Deutscher Pressekodex Ziffer 12).

Die Frage ist also zuerst: wieso will ich überhaupt (Super-) Diversität sprachlich abbilden?

Beispiel: jung=technik-affin und älter=nicht technik-affin?

Kurz-Fazit

Superdiversität ist keine Herausforderung für eine inklusive Sprache. Ganz im Gegenteil; ich denke, nur mit und in einer inklusiven Sprache ist Superdiversität möglich.

Das Konzept der Superdiversität verweist jedoch stark auf:

„…den relativen Bedeutungsverlust von Kollektivität [z.B. Nationalität, Geschlecht, Alter, Ethnizität] als Beschreibungskategorie in komplexen Gesellschaften.“ (‚Diversität und Gesellschaft‘ (mpg.de) [ich])

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Korrekte Wissens-Sprache

Mein Google-Alert hat mich recht spät erreicht.

In den scilogs auf spektrum.de gab es von Martin Ballaschk folgenden Artikel am 18. Oktober:

Mit vielen Kommentierenden…

Ein schöner Erfahrungsbericht des Autors aus der Welt eines Wissens-Kommunikators.

Im Artikel ist auch folgendes Video zum Thema mit der Wissens-Kommunikatorin Mai Thi Nguyen-Kim (maiLab):

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Beispiele Inklusive Sprache

Begriffe und Menschen

„Die Begriffe, die man sich von was macht, sind sehr wichtig. Sie sind die Griffe, mit denen man die Dinge bewegen kann.“ (Bertolt Brecht)

Das tolle Zitat (trotz ‚man‘) ist auch in meinem eBook 🙂

Es leitet ein Buch aus dem Jahr 2003 ein. Der Titel:

Das „Buch der Begriffe – Sprache, Behinderung, Integration“

Wie der Titel ankündigt, ist das Handlungsfeld Sprache und Menschen mit Behinderung das Thema.

Darin auf Seite 23:

„BEHINDERTE … Die undifferenzierte Wortwahl kann leicht verbessert werden. Behinderte Personen empfinden es jedenfalls angenehmer als „behinderter Mensch“ oder „Mensch mit Behinderung“ bezeichnet zu werden, oder einfach als „behinderte Frau“, „behinderter Mann“, „behindertes Kind“, „behinderte Journalistin“ usw.“

Im Jahr 2018, irgendwo in Deutschland:

wc-behinderte-menschen-mit-behinderung-inklusiv-korrekt-positiv
Foto: WC-Schild irgendwo in Deutschland

Sprachliche Behinderung? Wir behindern uns selber und andere, durch unsere Wörter! Barrierefreies Denken funktioniert so nicht!

„Die Begriffe, die wir uns von etwas machen, sind sehr wichtig. Sie sind die Griffe, mit denen wir die Dinge bewegen können.“ (Bertolt Brecht + inklusiv korrekt positiv)

Das Buch der Begriffe als PDF-Datei ist auf leidmedien.org gelistet:

Direkter Deep-Link-Download zur Universität Salzburg:

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KIs & sprachliche Deutungsräume

In meinem Kopf geht es weiter mit Sprache und Natural Language Processsing (NLP) durch Maschinelles Lernen.

Humane Intelligenz verhält sich zu Künstliche Intelligenz wie Inklusive Sprache zu Inklusives Programmieren

also:

HI:KI :: inklusive sprache:inklusives programmieren

.-)

Im A Beginner’s Quide to Word2Vec and Neural Word Embeddings habe ich Folgendes gefunden. Die schreibende Person des Artikels nutzt den ID-Anchor #crazy um folgende Passage intern zu verlinken:

Amusing Word2Vec Results

Let’s look at some other associations Word2vec can produce.

Instead of the pluses, minus and equals signs, we’ll give you the results in the notation of logical analogies, where : means “is to” and :: means “as”; e.g. “Rome is to Italy as Beijing is to China” = Rome:Italy::Beijing:China. In the last spot, rather than supplying the “answer”, we’ll give you the list of words that a Word2vec model proposes, when given the first three elements:

king:queen::man:[woman, Attempted abduction, teenager, girl]
//Weird, but you can kind of see it (skymind.ai)

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Inklusive Sprache Misc

Künstliche Intelligenz (KI) & Inklusives Programmieren (Incoding)

Bei meiner Recherche zu dem Thema Künstliche Intelligenz und Stereotype (Vorurteile) stand die menschliche Sprache als Datenmaterial im Mittelpunkt.

Maschinelles Lernen hat jedoch zwei wichtige Elemente:

  1. das Datenmaterial (z.B. Sprache)
  2. die Programmierenden

Und mit beidem befasst sich die Algorithmic Justice League (AJL):

Stichworte des Projektes sind: the coded gaze, algorithmic bias, unfairness, exclusion

Ziel des Projektes ist, den Einzug von Stereotypen und Vorurteilen (Sexismus und Rassismus) in KIs zu vermeiden.

Die Gründerin des Projektes Joy Buolamwini stellt das Projekt und die Hintergründe, die dazu führten, in einem ca. 9-minütigem TED-Video vor (deutsche Untertitel sind zuschaltbar):

Inclusive Coding (inklusives Programmieren) = Incoding

Joy Buolamwini betont bei dem Konzept des Incoding, des Inclusive-Coding, dem Inklusiven Programmieren, drei Dinge:

  • Who codes matters
  • How we code matters
  • Why we code matters

Ich sehe darin die Forderung nach mehr Diversität und Ethik. Transparente Algorithmen gehören für mich dazu!

Auf newscientist.com liest Du von 5 Fällen, die von Diskriminierung durch Algorithmen handeln:

Eine Sammlung mit Artikeln mit weiteren Beispielen (auch: age, beauty) findest Du bei diversity.ai  unter dem Menüpunkt ‚Press about us‘:

Vielleicht auch lesen werde ich dann bald das Buch:

 

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Inklusive Sprache Positive Sprache

Alternsdifferenz

„Welchen für die Diskussion wichtigen Informationsgehalt vermittelt Dir die Kommunikation des numerischen Alters?

Keinen. Denn Menschen altern zu unterschiedlich (Alternsdifferenz) und Lebensbiografien sind ebenfalls zu unterschiedlich.“ (inklusiv korrekt positiv: bewusst kommunizieren, Kapitel: Inklusive Sprache & personenbezogene Merkmale: Alter und Nummern)

Alternsdifferenz!?

Was ist Alternsdifferenz?

Alternsdifferenz bedeutet:

Menschen altern unterschiedlich. Wir können mithilfe von Alters-Kategorien (z.B.: alt, jung) oder Nummern (z.B.: 36-jährig, geboren 1983) keine Information über einen individuellen Menschen kommunizieren.

Die Erkenntnis, dass Menschen auf verschiedene Art älter werden, ist die Basis für ein…

„…Recht gegen jede Orientierung am biochronologischen Alter, damit also für alle, die gern nach genaueren Kriterien als dem Geburtsjahrgang beurteilt werden…“ (Susanne Baer in Chancen und Risiken Positiver Maßnahmen: Grundprobleme des Antidiskriminierungsrechts und drei Orientierungen für die Zukunft (boell.de)

Eine Referenz und Quelle, die Alternsdifferenz belegt, ist die:

„Das zentrale Ergebnis war die Bestätigung von Thomaes Hypothese, dass die Struktur und der Verlauf des Alterns weniger das Ergebnis von Alternsnormen ist als vielmehr durch eine Vielzahl von Altersformen geprägt wird.“ (wikipedia.org)

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Das generische Maskulinum auf Code-Ebene

In einem vorherigen Post hatte ich folgenden Beispielsatz:

„Den Gedanken, dass Programmierer sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst werden müssen, finde ich extrem bedeutsam.“

Als HTML-Code könnte das generische Maskulinum so aussehen:

<p>„Den Gedanken, dass <weiblich-mitgemeint>Programmierer</weiblich-mitgemeint> sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst werden müssen, finde ich extrem bedeutsam.“</p>

Oder lieber direkt als CSS-Klasse auslagern?

<p class=“mitgemeint“>„Den Gedanken, dass Programmierer sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst werden müssen, finde ich extrem bedeutsam.“</p>

p.mitgemeint {
text-intention: bei generischem Maskulinum sind weibliche Menschen mitgemeint}