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Digital-musikalische Souveränität & 80er mich & Gorleben

Googles Musik-Dienst – Google Play Music (GPM) – ist Geschichte. Vorbei! Nix mehr! Die Nutzenden von GPM sollen/müsen zu YouTube Music wechseln. Oder? Oder vielleicht zurück zur musikalischen Souveränität?

Android Police betitelte das Ableben von Google Play Music gestern passend mit:

Schon seit einigen Monaten nudged und stupst und drückt Google Play Music Nutzende in Richtung YouTube Music; mitsamt eigener Musik-Sammlung und Playlisten. Heute begrüßte mich die Android-App mit:

Screenshot Google Play Music am 23.10.2020

Habe ich gemacht und war auf ganzer Linie enttäuscht. Das GUI (graphical user interface/die grafische Interaktionsfläche für Nutzende) und die UX (user experience/Nutzungserfahrung), also ich und meine ‚Beziehung‘ zu YouTube Music, sind sehr anders als bei Google Play Music.

Ich brauche mehr Klicks, um ein Lied zu hören! Die Musik-Sammlung steht nicht mehr im Mittelpunkt und ständig ist YouTube irgendwo dabei…. und um zu meiner Musik-Sammlung zu gelangen, muss ich jedes Mal an diesem Schild vorbei:

Screenshot der App YouTube Music
Screenshot YoutTube Music am 23.10.2020

Schade, mir hat die Idee gefallen, meine Musik-Sammlung zentral zu verwalten und auf allen google-befähigten Geräten abspielen zu können. Mit der Zeit klappte es sogar recht gut.

In der Badewanne mit nassen Fingern liegend sind Sprach-Wünsche an die Google-Assistenz super praktisch. Und die Fehlinterpretationen der künstlich-intelligenten Assistenz beim NLP (Natural Language Processsing/der maschinellen Verarbeitung von menschlicher Sprache) manchmal sogar unterhaltsam.

Aber es hilft nichts. Die schöne heile Google-Play-Music-Gratis-Welt ist vorbei. Also back to the roots.

Digital-musikalische Souveränität

Stimuliert vom Wikipedia-Eintrag zu ‚Souveränität‘:

„Unter dem Begriff [musikalische] Souveränität (französisch souveraineté, aus mittellateinisch superanus ‚darüber befindlich‘, ‚überlegen‘) versteh…[e][ich] in der … Musik-Welt die Fähigkeit einer natürlichen … Person [also von mir] zu ausschließlicher [musikalischen] Selbstbestimmung. Diese Selbstbestimmungsfähigkeit wird durch [meine] Eigenständigkeit und Unabhängigkeit … gekennzeichnet und grenzt sich so vom Zustand der Fremdbestimmung ab.“

Souveränität (wikipedia.org) – []=meine Anpassung und …=meine Auslassung, Verlinkungen entfernt

Das hört sich doch gut an, oder?

Ich will, ich will, ich will. Ich will meine Musik-Sammlung so wie ich sie will; übersichtlich, ohne Werbung und ohne Ablenkung.

Gesucht, installiert und ein bisschen was gefunden habe ich während meiner Odyssee.

So gefällt mir die Windows-App Groove Music recht gut. Ein kleiner Werbeknopf für Spotify stört mich nicht. Das Programm ist für Windows-OS eine übersichtliche Lösung, um lokale Musik abzuspielen. Auch super ist die VLC-App aus dem Windows App Store.

Aber: sobald es um komplexere Sachen geht, wie das automatische oder manuelle Editieren von (mehreren) MP3-Tags oder das Rippen von CDs, kommen die beiden Programme an ihre Grenzen. Denn das können sie nicht.

Da hilft dann nur noch:

Das Programm kann so ziemlich alles, was für die Verwaltung von Musik-Sammlungen wichtig ist. Dafür benötigt das Programm jedoch eine gewisse Zeit an Einarbeitung aufseiten der Nutzenden. Souveräne Schweißtropfen von souverän nutzenden Subjekten, ich muss also ran 🙂

Die Arbeit zahlt sich dann jedoch aus, wenn ich schnell meine Musik auf dem Handy finden kann und alles seine Ordnung hat; inklusive passenden Cover-Bildern. Als Android Musik-Abspiel-App nutze ich VLC for Android.

Synchronisieren tue ich dann mit freefilesync.

Aufgefallen bei meiner schweißtreibenden musikalischen Souveränitäts-Aktion ist mir, dass das Thema musikalische Souveränität immer mehr zu einem Nischen-Thema wird. So wurde in den letzten Jahren Software zum Rippen von CDs nicht mehr weiterentwickelt.

Apropos Rippen von CDs. In meiner Musik-Sammlung fehlte mir Musik, die sich wieder, oder immer noch, gut anhören könnte. Also auf in den Keller und CDs durchgucken…

80er mich

Neben CDs von den Beastie Boys (Licensed to Ill und besonders gesucht hatte und gefunden habe ich Check Your Head) habe ich Trilogy von Anne Clark wiedergefunden, von MusicBee rippen lassen und beim Joggen bequem mit meinen Fingern mit VLC for Android angesteuert und abgespielt. Von vorne bis hinten, ähm, in ‚originaler‘ Reihenfolge der CD.

„Her poetry work with experimental musicians occupies a region bounded roughly by electronic, dance (techno applies on occasion) and possibly avant-garde genres, with varying hard as well as romantic and orchestral styles.“

Anne Clark (poet) (wikipedia.org) Verlinkungen entfernt

Beschreiben die ersten Worte vom Lied Wallies auf der Trilogy-CD Dinosaurier die ihren Musik-Connoisseur-Kontroll-Fetisch nicht loslassen können?

„Eer, mate, are your queer?
No, just peculiar.“

Wallies – Anne Clark

Obwohl, queer bin ich ja auch 🙂

Zu hören ist Wallies auch im plattform-kapitalistischen kulturellen Gedächtnis der Gegenwart:

Wallies – Anne Clark (youtube.com)

wally
An insult that became popular in the 80’s, meaning an idiot.“

wally (urbandictionary.com)

Auf der CD Vermin in Ermine von Marc Almond steht „1984 Phonogram LTD., London – Made in W. Germany“.

Die 80er…

Gorleben

Beim Hören von Anne Clark’s Poem for a Nuclear Romance bin ich an einer Tür vorbeigejoggt und musste queer-weird-peculiar schmunzeln. Ich hoffe, niemand hat mich gesehen 🙂

Photo mit Stahltür auf der vorsicht Strahlung und Gorleben steht

„What will it matter then
When the sky’s not blue but blazing red
The fact that I simply love you

When all our dreams lay deformed and dead
We’ll be two radioactive dancers
Spinning in different directions
And my love for you will be reduced to powder

The screams will perform louder and louder
Your marble flesh will soon be raw and burning
And kissing will reduce my lips to a pult

Hideous creatures will return from the underground
And the fact that I love you
Will die

You don’t have to sleep to see nightmares
Just hold me close
Then closer still
And you’ll feel the probabilities pulling us apart.“

Poem for a Nuclear Romance – Anne Clark (lyrics.com)
Poem for a Nuclear Romance – Anne Clark (youtube.com)

Featured Image: Photo by Zyanya BMO on unsplash.com